Moon Trance

 

Marie-Luise war auf dem Weg zu ihrem Klassenraum. Ihre Pause war genauso wie jede Pause. Als dann die Englisch Lehrerin kam, wusste sie, dass jetzt eine lange und langweilige Doppelstunde Englisch folgen wird. Als dann der Dong zum Mittagessen ertönte, packte sie ihre Sachen so schnell sie konnte und rannte los. In der Mensa angekommen, holte sie sich ihr Essen und setzte sich an einen der Tische. Ihre beste Freundin Selina setzte sich an den Tisch und fing an zu reden:"Boah, Englisch war so langweilig!" Es kamen noch ein paar Klassenkameraden an ihren Tisch, zusammen redeten, lachten und aßen sie noch eine weitere halbe Stunde. Mit Selina, Lena und Tabea ging sie zu den Spinden, um die Ränzen auszupacken. Als Marie-Luise fertig war, kam Selina zu ihr: "Kann ich mal kurz mit dir alleine reden?” Klar! Was ist los?" Sie gingen vor die Tür. Selina holte Luft und sagte mit einer leisen Stimme:" Ich hab das Gefühl, dass immer, wenn ich traurig bin, es dir egal ist." Marie-Luise schloss kurz die Augen und antwortete schließlich:" Als es mir schlecht ging, hast du mich auch fast nie unterstützt, ich musste alles alleine durchstehen. Hast du eine Ahnung, wie schwer das war?" Am Ende des Satzes wurde ihre Stimme lauter, sie war verärgert, dass Selina davon aus ging, dass Freundschaft selbstverständlich wäre. "Ich gebe dir das zurück, was du mir gegeben hast!" Selina stiegen die Tränen in die Augen und sie schrie:" Weißt du was? Du kannst mich mal!" Marie-Luise rannte wieder rein, packte ihre Sachen und ging so schnell sie konnte zu ihrem Fahrrad und fuhr nach Hause. Sie hatte keinen Bock mehr hier zu sein!

Marie-Luise dachte, wie es wäre, wenn sie nicht auf dieser Welt wäre. Sie ging in ihr Zimmer, doch dort gab es zu viele Dinge, die sie an früher erinnerten. Noch lange weinte sie in sich hinein. Inzwischen war es 18.00 Uhr und sie hielt es hier nicht mehr länger aus. Also machte sie sich auf den Weg ins Feld, das nicht so weit weg war, um dort alleine zu sein. Im Feld angekommen, kam ihr alles wieder hoch und sie fing wieder an zu weinen. Marie-Luise wollte alles hinter sich lassen und rannte los, so schnell sie konnte, so weit weg wie möglich und ins Nichts der Dunkelheit. Erschöpft und mit tränenverschmiertem Gesicht kam sie an einen Baum. Irritiert schaute sie sich um, denn sie hatte nicht die gerinste Ahnung wo sie war. Verzweifelt fing sie an zu schluchzen: sie hatte keine Ahnung, wo sie war, sie hatte sich mit ihrer besten Freundin gestritten und ihr waren alle traurigen Dinge, die sie vergessen wollte, in den Kopf geschossen. Mit dem Rücken zum Baumstamm kniete sich Marie-Luise auf den Boden. Doch plötzlich sah sie über sich einen Stern, der heller leuchtete als die anderen.

Doch das konnte gar kein Stern sein, da sich das helle Licht immer mehr zu Marie-Luise hinbewegte, bis es vor ihr stand. Doch das, was sie sah, hatte sie noch nie gesehen. Es war ein gerade mal 10 cm großes, hellblaues, süßes Wesen. Es hatte einen Schwanz mit braunen Zacken und es besaß zwei flauschige Ohren. Marie-Luise starrte es lange an und fragte dann:" Wer oder besser gesagt, bist du?" "Ich bin Doluna und bin ein Fermuno. Fermunos leben in jeder Stadt und es gibt einen, der in jeder Vollmondnacht dem hilft, der Hilfe braucht. Also: Du hast einen Wunsch frei. Aber überleg ihn dir gut, denn es ist nur einer!" Marie-Luise überlegte einige Momente: "Okay. Ich will kein Mensch mehr sein!" Doluna zögerte kurz und antwortete: “Na gut”, flog dann auf Marie-Luises Kopf und sprach eine Zauberformel: “Foruna Laruna, so soll es sein”... Marie-Luise begann zunehmend zu schrumpfen, ihre Haut wurde grün, ihr wuchsen flauschige Ohren und sie bekam einen Schwanz mit roten Zacken."Du bist jetzt auch eine Fermuno. Doch ich warne dich: “Du kannst den Fluch nur innerhalb von 48 Stunden auflösen. Du siehst jetzt auch magische Wesen, aber kein Mensch kann dich sehen!",sagte Doluna. Marie-Luise flog als erstes zu Selina ans Fenster, die inzwischen schlief, setzte sich auf die Fensterbank und sah ihr zu. Es machte sie irgendwie traurig, denn Selina war ihre beste Freundin und obwohl sie sich gestritten hatten, wollte sie sie nicht verlieren. Marie-Luise flog noch zu fast allen Klassenkameraden und erinnerte sich daran, wie wichtig ihr ihre Klasse war.

Plötzlich wollte sie wieder sie selbst sein, sie wollte sich bei Selina und allen anderen entschuldigen. "Uiiiii! Fällte dire gradä auf, wieä wirchtig dior doine Friende sind?", erklang es  plötzlich hinter ihr. Sie drehte sich ruckartig um und sah einen roten Fermuno."Ja! Leider." Doch plötzlich fiel ihr ein, was Doluna gesagt hatte:" Doluna meinte, dass ich nur innerhalb von 48 Stunden wieder Mensch werden kann! Wie geht das? Hilfst du mir?" Er überlegte und sagte schließlich:" Ähm joa, irch dänke, irch käen dir hölfe. Ach übrigäs: irch hieße Bulbert." "Oh, danke Bulbert!" Bulbert lachte, doch dann wurde er wieder ernst:" Äber et iost sier schwär. De Zuaber nännt sirch Moon Trance." "Wie geht dieser Zauber, Bulbert?" Bulbert dachte nach, zog eine ernste Miene und antwortete:" Wier mussen einer bestimmter Rüobin finder. Mirt der müsse wir däs Möndlicht einfangen. Dänn mursst dü diese Rüobin essen, und jä däs güht. Du würst Mensch wärden, döch bei jede Völlmönd wirst du wieder Fermuno!". Marie-Luise nickte:"Alles klar! Eine Frage: Warum sprichst du so komisch?" "Däs irst än Zäuber, er nennt sich: Bübble." Marei-Luise musste schmunzeln:" Okay. Aber wie finden wir den Rubin?" "Er iest im Erdkern." Marie-Luise klappte der Mund auf:" Verdammt! Wie sollen wir da hinkommen, der Kern schmilzt alles!" Bulbert lachte:" Älles, aoßer unse.

De Wäg dörthin wörd trötzdem gefährlich! Wir müsse mit är Bombezauber ein Löch bis zurm Erdkern sprengen. Falls der Zäuber wägsprüngt, wird einer vorn üns värletzt." "Okay. Aber wir müssen uns jetzt beeilen." Bulbert stellte sich auf das Gras und sagte:"Bööm!" Ein grüner Lichtstrahl kam aus seinen Händen. Da wo der Lichtstrahl den Boden berührte, wurde ein immer tieferes Loch sichtbar. Bulbert war fertig, er wollte aufhören doch es machte:" Booom!" Bulbert lag auf dem Boden, Marie-Luise rannte zu ihm. Er sagte mit krächzender Stimme:" Gäh irch kömme klar, däs Löch ist fertüg." Sie nickte, ging zum Loch, überwand ihre Angst und sprang hinein. Sie rutschte immer tiefer in das Loch, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, doch dann machte es endlich "Platsch". Sie warin die Erdkern-Flüssigkeit gefallen. Sie blickte sich um und sah an der hinteren Wand einen roten Rubin. Doch plötzlich kamen aus dem Feuer rote, gelbe und orangene unbekannte Wesen. Sie gingen auf Marie-Luise los. Der eine kratzte ihr den Arm auf, der andere biss ihr ins Bein und der dritte lachte einfach nur dumm. Der Schmerz war unerträglich, doch sie riss sich zusammen, schlug die Wesen weg, rannte zum Rubin, nahm ihn und flog wird zurück durch das Erdloch nach oben, doch bevor sie oben war, biss ihr eins der Viecher in die Hauptschlagader. Sie schrie und das Blut spritzte aus ihrem Arm. Die Wesen wollten ihr folgen, prallten aber an einer unsichtbaren Barriere ab. Oben blickte sie sich vor Schmerzen Tränen in den Augen um, sie konnte Bulbert nicht finden. Sie fing an zu weinen, denn sie wusste, dass sie in den nächsten Minuten verbluten würde. Plötzlich kam Bulbert und legte seinen Arm auf ihre Verletzung. "Aber wie? Du lebst!" " Joi, ich lebe.

Ich könte meine Verläzung säbst heilen. So und du bist jetzt auch geheilt. Häst du den Rubin?" "Klar, hier!" Bulbert lächelte, nahm den Rubin und hielt ihn gegen den Mond. Der Rubin leuchtete auf und fing an, das Mondlicht zu speichern. Als der Rubin damit fertig war, gab Bulbert Marie-Luise den Rubin. “Iss, bittö”. Sie nahm ihn in den Mund und fing an zu kauen, was komischerweise funktionierte. Ihre Ohren begannen zu schrumpfen, ihre Haut wurde wieder normal, sie wuchs und ihr Schwanz verschwand. Sie konnte Bulbert nur leider nicht mehr sehen, doch sie sagte:" Danke! Für alles. Ohne dich hätte ich das nie geschaft! Ich verspreche dir, ich komme nächsten Vollmond wieder. Sie rannte in Richtung nach Hause. Am nächsten Tag war das Erste, was sie machte, sich bei Selina zu entschuldigen.

"Oh, Selina, es tut mir leid, das, was ich gesagt hab, war nicht okay!" Sie antwortete: "Schon gut, denn das was ich getan und gesagt habe war auch nicht okay!" Sie umarmten sich und gingen gemeinsam in die Pause. Marie-Luise war so froh,  das alles wieder beim Alten war. Na ja,  fast ....jede Vollmondnacht war sie ja schließlich immer noch ein Fermuno. Sie vermisste Bulbert und seine Stimme und sie freute sich darauf, auch ihn wieder zu sehen.