Entführung am Amubasee

 

 

 

Max wollte schon immer ein Kind haben. Max war sehr groß und sehr dünn, hatte braune Löckchen auf einem Birnenkopf. Dazu Kastanienaugen links und rechts von der Kartoffelnase und einen Bananenmund. Käferfüße. Max war Biolehrer an einer Gesamtschule in Amuba am Amubasee. Er hatte beschlossen, dass er einen Roboter baut. Er ging in seinen Keller und zeichnete, schweißte und klopfte. Einen Monat später war der Roboter fertig und nun dazu da, dass Max nicht mehr so allein ist. Max überlegte, wie der Roboter heißen soll. Als erstes kam ihm Romo in den Kopf, aber Robo gefiel ihm besser.

 

 

 

Robo war rostig, nett und grau und ging eine Woche nach seiner Schöpfung alleine in die dritte Klasse Grundschule. Er wurde mit neun Jahren geschöpft, weil Max keine Windeln wechseln wollte und ihn nicht auf dem Rücken rumtragen wollte. Max lächelte im Unterricht und im Supermarkt und zuhause und in der Konferenz, weil Robo endlich da war und er jemanden bei sich hatte.

 

 

 

Auf dem Weg zur Grundschule traf Robo zwei Männer mit karierten Mützen. Sie sagten hallo und Robo sagte auch hallo. Am nächsten Tag waren die Männer wieder da. Sie packten Robo und warfen ihn in einen Sack und nahmen ihn mit in ihren LKW und fuhren zu einem Zirkus, um Robo zu verkaufen. Fünf Goldtaler bekamen sie für ihn. Robo wurde in einen Käfig gesperrt. Er wusste nicht, dass Max ihm ein kleinen Sender eingepflanzt hatte.

 

 

 

Max kam um fünf nach Hause. Als er Robo nicht sah, hat er angefangen zu suchen. Um Geisternacht kam Max nach Hause. Erschöpft und traurig. Robo war wie vom Erdboden verschluckt. Max konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Vor Verzweiflung hatte er den Chip vergessen. Plötzlich fiel es ihm wieder ein und er fiel vor Aufregung aus dem Bett. Ein Blick aufs Handy, er wusste, wo Robo war, rannte schnaubend die 999 Meter in Hausschuhen zum Zirkusplatz am Amubasee. Der See guckte beunruhigt, weil Robo laute Tränen schluchzte. Auf einmal zauberte sich eine Fee zu Robos Käfig und öffnete das Schloss. Robo rannte zu Max und vergaß vor Eile sich zu bedanken.

 

 

 

Die Fee war verschwunden. Sie hinterließ Robo eine goldene Kugel, so groß wie eine Faust. Auf dem Zettel stand: Du kannst dir nur einen Wunsch ausdenken. Robo wünschte sich, dass er ein echter Junge wird.

 

 

 

Am nächsten Tag konnte er Schmerz fühlen wie ein richtiger Mensch und war nicht mehr rostig. Max hatte Freudentränen in den Augen. Und Robo bemerkte, wie toll es war, ein Mensch zu sein.