Luise und der kleine Otto

von

Josefine Röthe

Luise war 9 Jahre und ging in die dritte Klasse. Sie fand ihre Mitschüler gemein. In ihrer Klasse war nämlich ein blöder Junge, der hieß Lewin, und ärgerte den Otto immer, weil er so klein war. Er sagte immer: „ Kleiner Winzling“ oder „Regenwurm“. Sie verprügelten ihn immer und sagten zum Beispiel:“ Wenn du uns übermorgen die 5 Euro nicht herbeischaffst, gibt es so eine Prügel, dass du sie nie vergessen wirst.“ Luise tat der kleine Otto Leid, denn er weinte immer bitterlich, wenn er so behandelt wurde. Keiner hielt zu ihm, weil alle Kinder Angst vor Lewin hatten. Da tat Luise etwas ziemlich Mutiges. Sie vertrieb ihre Angst und ging auf den weinenden Otto zu. Er weinte jetzt noch mehr, weil er dachte, Luise wollte ihn jetzt auch beschimpfen. Aber sie legte ihre Hand auf seine Schulter. Überrascht schaute Otto auf. Da fing Luise an, ihn zu trösten. Das hättet ihr hören sollen! Luise sprach so sanft und so freundlich. Zu Otto war noch nie einer nett gewesen. Er hatte die erste richtige Freundin gefunden. Mit der Zeit wurde ihre Freundschaft immer dicker. Doch eines Tages kam Lewin zu ihnen und brüllte: „Luise, du kannst nicht mit dem Drecksstück da spielen!!!“ Da trat plötzlich Otto vor und schrie voller Wut:“ Doch genau das kann sie, du Drecksfliege!!!“ „Du brauchst dich da gar nicht einzumischen! Du bekommst sowieso nachher noch eine Tracht Prügel.“ Da schrie Luise  noch lauter als alle Jungs zusammen: „Erstens ist hier ein freies Land und er kann sich so viel einmischen wie er will! Zweitens bekommt er keine Prügel! Und Drittens belästigst du uns am besten gar nicht mehr!“ Da wurde Lewin so rot, wie noch keiner geworden war, sagte aber ruhig:“ Du stemmst dich doch wohl nicht gegen mich auf?“ „Doch genau das tue ich!“ „Mädchen darf man zwar nicht schlagen, man kann sie aber beschimpfen!“ entgegnete Lewin. Da saget Luise  trotzig zurück: „ Wenn du uns beschimpft, beschimpfen wir dich auch!“ Da läutete die Glocke. Lewin warf ihr einen zornigen Blick zu und rannte mit seinen Jungs zur Tür.

Als die Schule zu Ende war gingen Otto und Luise zusammen nach Hause. Sie trafen sich nun oft, gingen zum Bäcker, hüpften auf dem Trampolin von Otto oder spielten mit Lieschen schönen Ball. Sie hatten  viel Spaß miteinander.

Am nächsten Tag bekamen sie eine neue Mitschülerin. Sie hieß Hanna und sah eigentlich ganz schön aus. Hellbraune Locken fielen wie ein Wasserfall um ihr Gesicht und sie hatte schöne klarblaue Augen.

Vom Wesen her war Hanna  sehr gutmütig und ließ alle mitspielen. Doch wenn irgendwer irgendwem wehtat, da guckte sie ihn nur noch böse an. Und genau das wusste Lewin und deshalb erzählte er, dass Luise und Otto andere Kinder erpressen und schlagen würden, was natürlich überhaupt nicht stimmte.

Luise und Otto wurden ziemlich sauer und es kam wieder einmal zu einem heftigen Streit. Jeder erzählte Hanna etwas Schlechtes über den anderen. Da hatte Hanna eine Idee. Zufällig hatten Otto und Lewin die gleichen  Supermannfiguren dabei. Und jeder hatte seinen Anfangsbuchstaben darauf geschrieben. Hanna nahm einen Supermann und flüsterte Otto ins Ohr, es wäre Lewins Supermann und Lewin flüsterte sie zu, es wäre Ottos Supermann. Dann fragte sie ganz laut: „ Soll ich ihn zertrümmern?“ Hänsel rief: „ NEIN!“ und Lewin rief auch: „NEIN!“  Überrascht sahen sich beide an. Da läutete auch schon wieder die Glocke.

Am nächsten Tag war Freitag. Lewin stand mit wunderschönen selbst gemalten Bildern auf dem Bürgersteig. Doch jeder ging an ihm vorbei. Luise, Hanna und Otto kamen gerade von der Orchesterprobe.

Sie entdeckten Lewin auf dem Bürgersteig. Ohne lange zu überlegen fuhren sie mit ihren Rollern zu ihm, stellten sich neben seinen Stand und fingen an Trompete, Geige und Klarinette zu spielen. Seltsamerweise schien es Lewin nicht zu stören, denn er sagte nichts.

Ganz  plötzlich blieben alle Leute stehen und drehten sich um. Und innerhalb einer Stunde waren alle Bilder abgekauft und es kamen 30 Euro dabei heraus. Da fragte Otto: „Was willst du mit dem ganzen Geld machen?“ Lewin antwortete: „ Mein größter Traum ist es, in den Zoo zu gehen.  Ich habe nur Bilder gesehen. Nie habe ich die Tiere hautnah erlebt. Meine Eltern können es sich nicht leisten in den Zoo zu gehen.“ Luise platzte lachend heraus: „Hey, wir alle zusammen gehen jetzt in den Zoo und essen alle zusammen ein großes Eis.“ Lewin, Luise, Otto und  Hanna wurden die besten Freunde. Sie gingen mit dem verdienten Geld noch oft in den Zoo.

 

10 Jahre alt