Fair Play

von

Lilly-Marie Wiegelmann

Emma ist 10 Jahre alt und geht in die fünfte Klasse auf ein Gymnasium.

Sie spielt super Fußball in einer Mädchenmannschaft und hat viele Freundinnen, die gerne zu ihr nach Hause in ihr riesiges Kinderzimmer zum Spielen kommen. An einem Nachmittag als Emma zum Training kommt  sieht sie ihre Fußballfreundinnen zusammen in einer Ecke tuscheln. Zuerst denkt Emma, dass die Mädchen über sie reden. Sie wird unsicher. Ein Mädchen aus der Gruppe sieht Emma und ruft sie zu der Gruppe.

„Hey Emma“, rufen ihre Freundinnen. Die Mädchen fangen plötzlich an zu flüstern und zeigen auf ein fremdes Mädchen das alleine am Spielfeldrand steht. „Wer ist das? Ist sie neu? Hat sie keine Fußballsachen? Wie sieht sie denn aus?“ fragt Emma. Bevor die Mädchen antworten können ruft der Trainer alle zusammen. „Ich möchte euch Ebru vorstellen. Sie ist mit ihren Eltern aus der Türkei geflüchtet und wohnt in einem Asylantenheim. In ihrer Heimat war sie eine tolle Fußballspielerin. Ich möchte, dass ihr nett zu ihr seid.“

Emma wird plötzlich sehr traurig und nachdenklich, aber ihre Freundinnen stehen nur kichernd da. Eigentlich würde sie das Mädchen gerne ansprechen um mehr von ihr zu erfahren, aber sie hat Angst, ihre Freundinnen zu verlieren.

Beim Abendessen erzählt sie ihren Eltern von Ebru.   Seit diesem Nachmittag denkt sie viel über Fairness und Freundschaft nach. Ist es fair, ein Mädchen  auszuschließen, nur weil es nicht so viel hat wie  Andere? Was weiß man über das Leben dieser Kinder?

Würden ihre Freundinnen wenn sie arm wäre…? „Emma“, sagt ihr Vater. „Warum lädst du sie nicht einfach zu uns ein?“ 

„Was das kann ich nicht machen, denn dann sind meine Freundinnen sicher sauer. Sie wollen nichts mit dem neuen Mädchen zu tun haben.“  

„Wenn keiner den Anfang macht fair zu sein, muss man sich nicht wundern wenn es auf der Welt unfair zugeht“, antwortet ihr Vater. In dieser Nacht kann Emma nicht schlafen, aber dafür hat sie eine Entscheidung getroffen. Am nächsten Tag beim Training stehen ihre Freundinnen wieder zusammen und lästern. Ebru steht weit entfernt und sieht traurig und ängstlich aus.

Anstatt zu ihren Freundinnen zu gehen, läuft Emma direkt auf Ebru zu. Sie kann sehen wie ihre Freundinnen sie anstarren. Ein bisschen komisch ist ihr schon!  „Hallo, ich bin Emma und würde mich freuen wenn wir uns einmal zum Spielen treffen könnten. Dann musst du mir ganz viel aus deinem Leben erzählen.“ Schüchtern schaut Ebru Emma an. „Aber was ist mit Freundinnen? Mich nicht mögen“, sagt Ebru. „Wir werden sehen…“

11 Jahre